Glossar

Aufmerksamkeitsökonomie

Aufmerksamkeit ist zu einer Form von Währung geworden; wenn so etwas wie eine Social Media Plattform nichts kostet, um daran teilzunehmen, dann zahlen wir Aufmerksamkeit. Im Zeitalter des Informationsüberschusses haben wir einen Mangel an Aufmerksamkeit hinsichtlich ihrer Verteilung als Ressource. Das Extrahieren von Gewinnen aus Aufmerksamkeit erfordert die Vermarktung von Aufmerksamkeit, d.h. die Entwicklung von Protokollen, um sie zu messen, anhand von Einheiten wie Klicks, Likes, Shares, Retweets, etc.. Wenn wir die “Aufmerksamkeitsökonomie” nur durch die Linse der ökonomischen Knappheit (oder die Verringerung der Gehirnleistung, wenn sie abgelenkt wird) denken, lassen wir einen potentiell fruchtbaren Aspekt ihrer Stärke unerkannt. Wie Tiziana Terranova betont, bedeutet “die Teilnahme in den Aufmerksamkeitsassemblagen digitaler Medien, Teil sozialer Prozesse zu werden, in denen das Achtgeben Reaktionen der Nachahmung auslöst”.1 Diese ‘Nachahmung’ muss nicht negativ als ‘herdenhaftes’, nicht-denkendes Verhalten ausgelegt werden, sondern ist notwendig für die soziale Erfindung und Verbreitung gemeinsamer Wünsche, Überzeugungen und Affekte.2 In diesem generativen Register sind die imitierenden Dynamiken die in der Praxis des “Achtgebens” am Werk sind untrennbar mit der kollektiven Schaffung neuer Möglichkeiten für soziale und kooperative Erneuerung verbunden.
Text: Patricia Reed, Übersetzung: Manuela Kölke

Autorin: Patricia Reed

[1] Tiziana Terranova, “Attention, Economy and the Brain” in Culture Machine, Vol 13 (2012).
[2] Ebd.