Bürokratisierung und Urteilsbildung
Hannah Arendt nannte die Bürokratie berüchtigterweise die “Herrschaft des Niemand”, da sie eine Reihe unpersönlicher Protokolle als Ordnungsprinzip begünstigt, und zwar zur Verleugnung der Verantwortung (und des Denkens). Als regelgesteuertes System operiert die Bürokratie in algorithmischer Logik – auch wenn sie manuell ausübt wird, ermöglicht es den Handelnden sich der Rechenschaftspflicht zu entziehen, da sie ja “nur” den Regeln entsprechend handeln. Da Computersysteme zunehmend automatisierte Entscheidungen treffen, drängt sich das Problem der (rechtlichen und sonstigen) Verantwortung auf. Dies gilt insbesondere für die algorithmische Kriegsführung und die Verurteilung von Verbrechen, die auf Systemfehlern beruhen.1
Text: Patricia Reed, Übersetzung: Manuela Kölke
Autorin: Patricia Reed
[1] Susan Schuppli, ‘Deadly Algorithms,’ in Radical Philosophy 187, Sept/Oct 2014. Hier abrufbar.