Kreislaufwirtschaft
Eine Kreislaufwirtschaft ist die Neukonzeption linearer Produktionsmodelle des „Nehmen-Herstellen-Entsorgen“, mit dem Ziel, Abfall und Umweltverschmutzung zu minimieren, Ressourcen effizient zu nutzen und nachhaltige Wirtschaftsformen zu fördern. Das Modell geht zurück auf den Ökonomen Kenneth E. Boulding und seinen Artikel The Economics of the Coming Spaceship Earth von 1966, der stark von Buckminster Fullers Konzept des „Raumschiffs Erde“ inspiriert wurde. Mit deutlichem Bezug auf Fuller kontrastiert Boulding die Betrachtung der Erde aus offener und geschlossener Perspektive: Die offene Cowboy-Wirtschaft steht für unbegrenztes Wachstum und ist gekennzeichnet durch „rücksichtsloses, ausbeuterisches, romantisches und gewalttätiges Verhalten“. Im Gegensatz dazu betrachtet die Raumfahrer-Wirtschaft die Erde als „ein einziges Raumschiff“, in dem „der Mensch seinen Platz in einem zyklischen ökologischen System finden muss“. Das Grundprinzip einer Kreislaufwirtschaft ist ein geschlossenes System der Wiederverwendung von Abfall und Nebenprodukten – eine Idee, die Hersteller seit dem 19. Jahrhundert als gewinnbringende Strategie erkannt haben (z.B. durch die Nutzung von Nebenprodukten in der chemischen Industrie). Seit den späten 1960er-Jahren haben solche geschlossenen Wirtschaftsmodelle zunehmend ökologische Aspekte berücksichtigt, was sie zu einem zentralen Ansatz für nachhaltige Entwicklung macht.
Vor allem reagieren Kreislaufwirtschaften auf Ressourcen- und Energieknappheit in Bezug auf die Produktion und streben danach, Wirtschaftssysteme zu gestalten, die nachhaltig und regenerativ sind sowie negative Externalitäten wie Umweltverschmutzung oder Ressourcenverbrauch minimieren. Prozesse wie „Wartung, Wiederverwendung, Aufarbeitung, Wiederaufbereitung, Recycling und Kompostierung“ spielen in der Dynamik der Kreislaufwirtschaft eine wesentliche Rolle. Das Konzept hat im letzten Jahrzehnt durch die Befürwortung von Regierungen, Denkfabriken und Beratungsunternehmen (wie der Ellen MacArthur Foundation in Zusammenarbeit mit der internationalen Unternehmensberatung McKinsey) breite Aufmerksamkeit erfahren. Mit Blick auf materialbasierte Lebenszyklen – von der „Umweltgewinnung über die industrielle Transformation bis hin zum Endverbraucher“ – werden Materialien in einer Kreislaufwirtschaft entweder in einem industriellen Prozess wiederverwendet oder, wenn organisch anwendbar, in einem regenerativen Kreislauf in die Umwelt zurückgeführt. Bemerkenswert ist, dass dieses System eine Governance-Struktur mit Regulierungsmechanismen erfordert, um sicherzustellen, dass die genutzten Energiequellen entweder sauber oder erneuerbar sind und geschlossene Kreislaufverfahren gründlich aufrechterhalten werden.
Als alternatives Wirtschaftssystem zielen Kreislaufwirtschaften darauf ab, „die gesamte Kette von Produktion, Konsum, Verteilung und Rückgewinnung von Materialien und Energie“ neu zu gestalten. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass diese intensive Fokussierung auf Produktionsketten und Materialflüsse oft soziale Faktoren wie menschliche Arbeit und Arbeitsbedingungen vernachlässigt. Sie fordern daher, dass soziale Nachhaltigkeit bewusster in weiterführende Modelle der Kreislaufwirtschaft integriert werden muss, um ein ganzheitliches und gerechtes System zu schaffen.
Autorin: Patricia Reed