Glossar

Kosmologie

Die Kosmologie strebt danach, das Universum in seiner Gesamtheit zu erfassen – von seinen Ursprüngen über seine Entwicklung bis hin zu seinem möglichen Schicksal. Sie ist ein Teilgebiet der Astronomie, das in enger Beziehung zur Astrophysik steht. Der Begriff erschien 1656 im Englischen und wurde kurz als „über die Welt sprechen“ definiert, abgeleitet vom griechischen Wort „kosmología“. Kosmologien sind so vielfältig wie die Kulturen, die sie hervorbringen, sind jedoch durch ähnliche Bedeutungskonstruktionen hinsichtlich „Schöpfungssystemen“ und „der Entstehung der materiellen Welt“ miteinander verbunden. Historisch betrachtet war die Kosmologie oft ein theistisches Unterfangen, mit einem Gott (oder Göttern) als Schöpfer und Regulierer des Universums. Die zufällige Entdeckung der kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung durch Arno Penzias und Robert Wilson im Jahr 1965 läutete eine neue Ära der wissenschaftlichen Kosmologie ein. Diese bahnbrechende Beobachtung lieferte den entscheidenden Beweis für das Urknall-Modell und etablierte es als das heute weithin akzeptierte Paradigma zur Erklärung des Ursprungs und der Entwicklung unseres Universums. Bemerkenswert bleibt, wie theistische und wissenschaftliche kosmologische Fragen übereinstimmen und ihre anhaltende Faszination offenbaren: Wie und wann hat das Universum begonnen? Wie und wann könnte es enden? Ganz zu schweigen von der schwer fassbaren Frage: Warum existiert das Universum, und warum ist es so beschaffen, wie es ist?

Der Politikwissenschaftler Bentley B. Allan argumentiert, dass Veränderungen in der geopolitischen Ausrichtung auf kosmologische Verschiebungen zurückgeführt werden können. Diese seltenen Verschiebungen bilden die Grundlage für staatliche Zielgerichtetheit und beeinflussen politische Entscheidungen, wie etwa die Fokussierung auf Wirtschaftswachstum. Die kosmologische Neuorientierung in diesem Modell besteht aus Transformationen über das Spektrum von: 1) Ontologie (die grundlegenden Bestandteile des Universums); 2) Epistemologie (Wissen über das Universum und Legitimierung von Wissenspraktiken); 3) Zeitlichkeit (Verständnis von Zeit und ihrer Richtung); 4) Kosmogonie (Vorstellungen vom Ursprung des Universums); und 5) Bestimmung (Rolle und Position der Menschheit). Die Vielfalt menschlicher Kulturen spiegelt sich in einer Fülle unterschiedlicher Kosmologien wider. Die Bevorzugung und Etablierung bestimmter kosmologischer Perspektiven gegenüber anderen gewinnt dadurch eine politische Tragweite. Die Entdeckung des anthropogenen Klimawandels und damit die Fähigkeit, das Planetarische zu modellieren, positioniert uns vermutlich am Rande einer solchen seltenen kosmologischen Verschiebung.

Poetisch betrachtet, beschreiben Astrophysiker die Kosmologie als eine „historische Wissenschaft“, denn je weiter wir in das Universum hinausblicken, desto tiefer schauen wir in die Vergangenheit zurück. Die Sonne sehen wir so, wie sie vor acht Minuten war; entfernte Sterne erscheinen uns, wie sie vor Jahren, Jahrzehnten oder Jahrhunderten waren; und das Licht unserer nächsten bedeutenden Nachbargalaxie, Andromeda, braucht etwa 2,5 Millionen Jahre, um unsere Netzhaut zu erreichen – ein Zeitpunkt lange vor der Existenz des Menschen. Kosmologien öffnen uns für metaphysisches Staunen und für Vorstellungen, die unsere phänomenologische Auseinandersetzung mit Zeit und Raum radikal erschüttern.

Autorin: Patricia Reed