Metabolischer Gedanke
Stoffwechselprozesse sind es, die „uns mit der Welt verbinden“, sei es durch Atmung, die Umwandlung von Zucker in Energie, die Reaktion der Herzfrequenz auf Anstrengung oder die Regulierung der Körpertemperatur. Stoffwechselprozesse sind die chemischen Austauschvorgänge, die in allen lebenden Organismen stattfinden, um Lebensfunktionen aufrechtzuerhalten. Auf der Ebene der Biosphäre zykliert die Erde u.a. Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff und bildet damit einen planetarischen Stoffwechsel. Über das rein Organische hinaus sind Stoffwechselprozesse auch in unseren Infrastrukturen verankert und erhalten kollektive Lebensformen aufrecht, von „Kläranlagen, die städtische Abfälle verarbeiten [...] bis hin zu Kühlsystemen für Datenserver, die die Organisation und Verteilung von Nahrungsmittelsystemen ermöglichen“. Was den organischen und anorganischen Stoffwechsel gemeinsam haben, ist ihre autonome Qualität, was bedeutet, dass diese Prozesse größtenteils unbewusst ablaufen oder dass wir uns ihrer trotz ihrer grundlegenden Rolle bei der Erhaltung des Lebens selbst selten bewusst sind.
Bereits in den frühen Phasen des industriellen Kapitalismus formulierte Marx eine ökologische Kritik, die größtenteils auf seiner Forschung zu Bodenchemie basierte (beeinflusst durch Justus von Liebigs Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie von 1862). Basierend auf seinen Erkenntnissen über die Bodenverschlechterung durch die industrialisierte landwirtschaftliche Produktion schrieb Marx in seinen Notizbüchern von einem „unheilbaren Riss“ zwischen Mensch und Natur und verband diesen Riss mit dem „Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und dem kapitalistischen Charakter der Aneignung“. Was Marx gleichermaßen voraussah, ist, dass die Eingriffe in unsere materielle Umwelt mit dem alleinigen Zweck der Kapitalwertanhäufung nicht nur ökologisch gefährlich sind, sondern auch die materiellen Grundlagen für gesellschaftlichen Fortschritt zerstört.
Autorin: Patricia Reed