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- Warburg-Haus
Heilwigstraße 116, 20249 Hamburg
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Warburg-Haus © Ajepbah / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 de
Das Warburg-Haus ist ein Sinnbild für die enge Verflechtung von persönlichem Leben und wissenschaftlichem Wirken des bedeutenden Kunsthistorikers Aby Warburg, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte. Als ältester Sohn einer jüdischen Bankiersfamilie in Hamburg trat er im Alter von dreizehn Jahren sein Erstgeborenen-Erbe an seinen Bruder ab, mit der Auflage, dass die Familie die Kosten für alle Bücher, die er zeitlebens benötigte, übernehmen würde. Diese Vereinbarung führte zur Gründung der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg (K.B.W.) in der Heilwigstraße 116 in Hamburg-Eppendorf, die 1925-26 erbaut wurde. Ein Haus, das ausschließlich der Unterbringung von Büchern gewidmet ist, eine Art Bücherbank.
Der zentrale, ellipsoide Raum des Gebäudes mit einem angrenzenden Garten dient sowohl als Auditorium wie auch als Studiensaal. Warburg bezeichnete ihn als eine „Arena der Wissenschaften“. Er entwarf für den Lesesaal eine elliptischen Decke, um die kosmologischen Freiheitsvorstellungen der Renaissance widerzuspiegeln, die von Johannes Keplers Entdeckung der elliptischen Form der Planetenumlaufbahnen inspiriert waren. Die Ellipse symbolisiert das Gleichgewicht zwischen Gegensätzen, wie Mythos und Logik oder Bewegung und Hemmung, und Warburg sah sie als eine Form von Energie, die die Spannung zwischen diesen Gegensätzen aufrechterhält. Die Lampen in diesem Raum nannte er Planeten.
Um die Sammlung der Bibliothek zu ordnen, entwickelte Warburg ein eigenwilliges Ordnungsprinzip - ein farbcodiertes System, das als „Gesetz der guten Nachbarschaft“ bekannt ist. Er stellte Werke zur Geschichte der Naturwissenschaften neben Bücher über magisches Denken, Divination, Astrologie und Alchemie, um den Übergang vom kultisch-magischen Denken zur modernen Wissenschaft nachzuzeichnen. Da sich nur ein kleiner Teil der Bibliothek für die Freihandnutzung aufstellen ließ, sorgte moderne Technik dafür, dass die Bücher aus dem Magazintrakt in den Lesesaal gelangten, ohne die Besucher*innen zu stören.
Nach Aby Warburgs Tod im Jahr 1929 hatte die Kulturwissenschaftliche Bibliothek aufgrund der weltweiten wirtschaftlichen Situation zwar erhebliche finanzielle Einbußen zu verkraften, doch in Gefahr war das Forschungsinstitut erst mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten geraten. Man einigte sich darauf, die Bibliothek und ihre Mitarbeiter*innen für zunächst drei Jahre nach England zu überführen. Am 12. Dezember 1933 brach das Frachtschiff Hermia von Hamburg aus nach London auf und transportierte die Bibliothek mitsamt ihrer umfangreichen fotografischen Sammlung. Diese erzwungene „Fernleihe“ entwickelte sich zu einer dauerhaften Erfolgsgeschichte: Aus der K.B.W. wurde das Warburg Institute in London, das sich zu einer der weltweit sichtbarsten geisteswissenschaftlichen Forschungseinrichtungen entwickelte.
Heute ist das Warburg-Haus mit seiner wieder errichteten Kulturwissenschaftliche Bibliothek eng mit dem Warburg Institute in London verbunden und führen ihr Erbe als interdisziplinäres Forum für Kunst- und Kulturwissenschaften fort. Sie veranstalten Programme, Vorträge und Diskussionen, die den intellektuellen Austausch zwischen Wissenschaftler*innen, Studierenden und der Öffentlichkeit fördern.
Basierend auf Materialien, die vom Warburg-Haus zur Verfügung gestellt wurden.